Tief im Westen, wo das Fahrrad verstaubt…
Faszinierende Radreise durch das Herz des Ruhrgebiets mit Start- und Zielort Duisburg. Der Radweg ist Teil der Route der Industriekultur und führt entlang von Flüssen und Kanälen zu längst geschlossenen Zechen und Kokereien. Als ein Höhepunkt der Tour wartet in Essen das UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein auf staunende Radreisende. Eine Rundreise mit überraschend viel Natur – und manch erzwungener Routen-Improvisation.
Nach kurzer Zugfahrt erreiche ich den Hauptbahnhof von Duisburg und steuere in Richtung Innenhafen. Der ehemalige Hafen mit seiner Mischung aus alter Industriearchitektur und modernen Neubauten hat sich zum beliebten Freizeitviertel entwickelt. Ab Mitte der 1990er Jahre wurde der Hafen nach Plänen des britischen Architekten Sir Norman Forster umgestaltet. Zahlreiche Museen, Restaurants und Bars laden zum Besuch ein. Zu früher Stunde sind heute jedoch nur wenige Passanten unterwegs, lediglich einige Jogger und Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern ziehen entlang der Grachten und ehemaligen Speicherhäuser ihre Kreise. Wenige Pedalumdrehungen später habe ich den Startpunkt der Tour am Ufer der Ruhr erreicht – und starte mit Volldampf in den Pott!
Tag 1 (103 Km): Von Duisburg bis Lünen
Am Ruhrdeich angekommen radle ich einige Meter unweit des Flusses und überquere diesen wenig später über die
Karl-Lehr-Brücke in Richtung Ruhrort. Benannt nach dem ehemaligen Duisburger Oberbürgermeister ist sie die letzte Brücke über den Fluss, bevor dieser in den Rhein mündet. Ich radle nun unweit des Hafengeländes, immer wieder brausen Sattelschlepper mit rostigen Containern an mir vorbei. Der Duisburger Hafen ist der größte Binnenhafen der Welt, pro Jahr werden hier über 20.000 Schiffe abgefertigt und mehrere Millionen Container umgeschlagen.
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Unterdessen bin ich am Rhein angekommen, radle am Ufer auf die
Friedrich-Ebert-Brücke mit ihren blauen Stahlträgern zu und folge wenig später für einige hundert Meter dem Rheindamm. Bald jedoch lasse ich den Strom hinter mir und folge der Beschilderung in Richtung Landschaftspark Duisburg-Nord, der noch rund 5 Kilometer entfernt ist. An Sportplätzen und Schrebergärten vorbei geht es zunächst entlang einer Bahntrasse, später durchquere ich Wohngebiete und erreiche schließlich nach 11,5 Kilometern die
Alte Emscher. Entlang des rund 7,8 Kilometer langen Altarms der Emscher pedaliere ich bei sonnigem, noch etwas kühlem Frühlingswetter durch eine Parkanlage und erreiche schließlich den beeindruckenden
Landschaftspark!
Vom Landschaftspark Duisburg-Nord bis zum Gasometer

Das circa 180 Hektar große Areal gruppiert sich um ein stillgelegtes Hochofenwerk, das 1985 stillgelegt wurde. Während ich dem direkt über das Gelände führenden Radweg folge, fällt mein staunender Blick auf die zwischen den Bäumen emporragenden, rostigen Industrieanlagen. Besucher finden im Park u.a. ein Tauchsportzentrum, einen Klettergarten – und eine Currywurstbude! Radelste inne Stadt, wat macht dich da satt? 'Ne Currywurst…
Frisch gestärkt mit Curry-Feinkost verlasse ich den Landschaftspark und folge nun für einige Kilometer dem
„Grünen Pfad“, einem rund 10 Kilometer langen, perfekt asphaltierten Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse. Entlang des Weges zeugen alte Kilometersteine und Gleisschotter von der Vergangenheit als Zugstrecke. Durchs Grüne radelnd überquere ich wenige Pedalumdrehungen später die
kleine Emscher – und habe mich wenig später ob der schlechten Beschilderung erstmals verfahren! Wo ist nochmal, wo war doch gleich…?

Schnell bin ich dank meines digitalen Helferleins wieder auf Kurs und erreiche nach rund 25 gefahrenen Kilometern das
Stadion Niederrhein. Steil ragen die Flutlichtmasten über der Arena in den sonnigen Himmel. Die Heimspielstätte des Fußballclubs Rot Weiß Oberhausen wurde 1926 eingeweiht und verfügt heute über eine Kapazität von rund 17000 Plätzen. Ich lasse das Stadion hinter mir und folge für rund 4 Kilometer dem
Rhein-Herne-Kanal, auf dem gerade ein altes Frachtschiff stoisch dahinzieht. Der zwischen 1906 bis 1914 erbaute, rund 45 Kilometer lange Kanal verbindet den Rhein mit dem Dortmund-Ems-Kanal und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 36 Metern – fünf Schleusen sei Dank. Wenig später passiert der geschotterte Radweg den
Gasometer in Oberhausen, der dunkel auf der anderen Seite der Wasserstraße emporragt. Der 117 Meter hohe, ehemalige Gasspeicher beherbergt heute Europas höchste Ausstellungs- und Veranstaltungshalle.
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Von der Burg Vondern bis zur Halde Hoppenbruch

Nach rund 30 Kilometer folge ich der Beschilderung in Richtung Bottroper Tetraeder, radle kurz entlang einer Straße und erreiche wenig später die
Burg Vondern. Der ehemalige Wohnsitz der Herren von Vondern wurde 1266 erstmalig urkundlich erwähnt. Das trutzige Bauwerk mit seinen beiden markanten Türmen steht seit 1987 unter Denkmalschutz und beherbergt heute Ausstellungsräume und ein kleines Museum.

Weiter geht die wilde Fahrt! Auf den nächsten Kilometern pedaliere ich mal durch Wohngebiete, mal durchs Grüne, schon habe ich nach rund 37 Kilometern die nächste Sehenswürdigkeit erreicht. Rundumblick gefällig? Rauf auf den
Tetraeder! Das auf der Halde Beckstraße, einer Bergehalde des Bergwerks Prosper-Haniel, emporragende, stählerne Bauwerk wurde 1995 errichtet und verfügt über mehrere Aussichtsplattformen. Mir hingegen steht der Sinn nach radeln und so lasse ich die etwas abseits des Radwegs liegende Stahlkonstruktion links liegen, radle durch Wohnsiedlungen und erreiche bald wieder das Ufer der Emscher und den Rhein-Herne-Kanal. Bin ich noch in Essen oder schon in Gelsenkirchen? Die Übergänge im Pott sind fließend…
Eine Baustelle kommt selten allein!
Vogelgezwitscher, Sonnenschein – wenn jetzt noch die Beschilderung des Radwegs besser wäre! Dank Navi halte ich Kurs, erreiche nach 47,5 Kilometern die
Schleuse Gelsenkirchen und setze meine Radtour am anderen Ufer des Kanals fort. Ich genieße das Radwetter, erfreue mich des Bikerlebens – wieder Baustelle! Nachdem ich erneut den Kanal überquert habe versperren nach 51,5 Kilometern rot-weiße Absperrungen die Weiterfahrt direkt am Wasser und ich umfahre die Baustelle in weitem Bogen durch ein Gewerbegebiet in Gelsenkirchen-Bismarck. Nur wenig später bin ich jedoch wieder zurück am Kanal und mache am
Yachthafen Stölting Marina mit einem Stück Kuchen des örtlichen Bäckers eine kurze Pause. Während im Hafenbecken kleine Yachten und Sportboote vor sich hinschaukeln genießen ringsum Passanten den Frühlingstag bei Kaffee, Kuchen und Eis.
Nach 56 Kilometern erreiche ich die nächste Baustelle auf der Strecke, umkurve die Absperrung und setzte meinen Weg entlang der Zentraldeponie Emscherbruch fort. Während auf der Halde rechts von mir gelbe Radlader kurven, pedaliere ich auf den nächsten Kilometern idyllisch durchs Grüne und erreiche kurz darauf die
Halde Hoppenbruch. Zusammen mit der nahen Halde Hoheward bildet sie die größte Haldenlandschaft des Ruhrgebiets und ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet. Biker können hier
Mountainbike-Trails verschiedener Schwierigkeitsgrade mit zusammen über 270 Höhenmetern nutzen. Himmelsanbeter finden auf der Halde Hoheward zudem das im Jahr 2008 errichtete
Horizontobservatorium. Mit Hilfe der monumentalen Stahlbögen können Besucher den Lauf der Sonne sowie den Sternenhimmel nachvollziehen – zumindest in der Theorie, denn bereits kurz nach der Errichtung musste das Bauwerk aufgrund von Schäden wieder geschlossen werden.
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Von der Zeche Ewald bis zur Schleuse Herne-Ost

In unmittelbarer Umgebung der Halden bestaune ich die hoch emporragenden Fördergerüste der
Zeche Ewald, eines im Jahr 2001 stillgelegten Steinkohle-Bergwerks. Bereits 1877 begann hier die Förderung des Grubengoldes, zwischenzeitlich war der Schacht mit 624 Metern der tiefste im Ruhrgebiet. Schicht im Schacht! Längst sind auf dem ehemaligen Zechengelände Gewerbebetriebe angesiedelt.
Beeindruckt vom morbiden Charme der Zeche setze ich meine Radtour fort und erreiche nach rund 64 Kilometern Recklinghausen. Einen Katzensprung später reckt sich bereits der nächste beeindruckende Förderturm gen Himmel, stählerne Erinnerung an die ehemalige
Zeche Recklinghausen II Schacht IV. Bereits im Jahr 1873 wurde hier in einer Tiefe von 225 Metern Steinkohle gefunden, diese förderte man bis ins Jahr 1974 – unter erheblichen Opfern. So verloren bei Zwischenfällen 57 Bergleute ihr Leben.
Nach rund 68 Kilometern erwartet mich ein Déjà-vu in Gestalt des nächsten erzwungenen Umwegs – Baustelle! Einmal mehr umfahre ich den abgesperrten Abschnitt durch die anliegenden Straßen, bahne mir bald wieder meinen Weg zurück an den Kanal und erreiche nach rund 76 Kilometern die
Schleuse Herne-Ost. Diese wurde zwischen 1906 und 1914 erbaut und zwischen 1986 und 1992 erneuert. Seitdem verfügt sie über Zwillingsschleusen, bei der ein Teil des Schleusenwassers der einen Kammer zum Füllen der anderen verwendet werden kann.
Endspurt bis nach Lünen
Auf den folgenden Kilometern fahre ich auf einem geschotterten Abschnitt direkt am Kanal entlang, der Rahmen meines Drahtesels ist längst von einer feinen Staubschicht überzogen. Ich passiere eine stoische Entenfamilie, die es sich im Schilf am Rande des Radwegs gemütlich gemacht hat und erfreue mich an den possierlichen Tieren – jedoch nicht allzu lange, Baustelle voraus! Nach rund 81 Kilometern ist mir einmal mehr der direkte Weg am Kanal versperrt und eine Umleitungsbeschilderung nicht zu entdecken. Lange suchen und verzagen? Nope, den Routenplaner fragen!
Dieser führt mich nun etwas abseits des Emscher Park Radwegs durch Waltrop, die Strecke verläuft auf den folgenden Kilometern zumeist auf einem separaten Radweg entlang der Straße. Längst ist der Fokus einzig auf das Tagesziel Lünen und ein schmackhaftes Abendessen gerichtet. Nach 103 gefahrenen Kilometern und einigen Umwegen parke ich mein Bike schließlich vor dem Hotel in
Lünen, wasche mir unter der Dusche rasch den Staub von den Waden – und gönne mir schließlich eine große Portion Pasta als Abendessen. Buon appetito!
Tag 2 (135,7 Km): Von Lünen bis Duisburg

Am Morgen bin ich früh wieder auf den Beinen, wecke die müden Geister mit einem starken Kaffee beim Bäcker vor Ort und zurre wenig später die Satteltasche am Bike fest. Bevor ich wieder Fahrt aufnehme, mache ich einen kurzen Halt an der pittoresken
Herz-Jesu-Kirche unweit des Hotels. Noch herrscht rund um das denkmalgeschützte, 1903/04 errichtete Bauwerk die morgendliche Ruhe vor dem Pendlersturm, lediglich ein städtischer Reinigungstrupp sorgt rund um die Kirche für Sauberkeit. Jetzt aber auf in die zweite Etappe!
Vom Preußenhafen bis zum Schacht Grillo

Gerade warmgeradelt erreiche ich den
Preußenhafen am Datteln-Hamm-Kanal. Der 1914 in Betrieb genommene Hafen diente lange Zeit als Kohleumschlagplatz, verlor jedoch durch die Zechenschließungen ab Ende der 1980er Jahre an Bedeutung. Längst hat der mächtige, stählerne Drehkran am Hafenbecken Rost angesetzt. Auf den nächsten Metern pedaliere ich bei morgendlich-kühlen Temperaturen direkt am Kanal entlang und erreiche den
Horstmarer See, auf dem sich schnatternde Gänse niedergelassen haben. Der rund neun Hektar große See steht teilweise unter Naturschutz, ein Drittel des Sees ist jedoch zum Baden freigegeben. So befindet sich am Nordufer ein Strandbad mit Liegewiese. Ich lasse das Kleinod hinter mir, überquere den Kanal über eine stählerne Brücke und setze meine Tour auf dem geschotterten Radweg am gegenüberliegenden Ufer fort.

Nach rund 12 Kilometern führt der Radweg vom Kanal weg und verläuft in großem Bogen um das
Steinkohlekraftwerk Bergkamen. Hinter einer grünen Wand von Bäumen reckt sich der Schornstein des 1981 in Betrieb genommenen Kraftwerks gen Himmel und spuckt weiße Rauchschwaden aus. Für einige Meter verläuft der Radweg noch am Datteln-Hamm-Kanal, bevor er wenig später der Trasse der ehemaligen
Klöcknerbahn bis nach Kamen folgt. Diese verband einst die Zeche Königsborn mit dem übrigen Eisenbahnnetz. Nach rund 25 Kilometern stärke ich mich in
Kamen zunächst mit einem schmackhaften Butterkuchen, bevor ich meinen Weg fortsetze und für einige Meter dem Seseke-Radweg entlang des gleichnamigen Flüsschens folge.
Bald schon weisen die Schilder am Wegesrand das nächste Ziel Dortmund in 19 Kilometer Entfernung aus, der Radweg verläuft nun für einige Kilometer direkt an der Straße entlang und passiert dann die nächste markante Landmarke am Wegesrand. Der hochaufragende Förderturm von
Schacht Grillo 1 war Teil der Zeche Monopol, eines Steinkohlebergwerks mit mehreren Schachtanlagen. Im Jahr 1879 begann man in Schacht 1 mit der Förderung des schwarzen Goldes, 1981 erfolgte schließlich die Stilllegung.
Vom Schacht Grillo bis zum Dortmunder Hafen
Auf den nächsten Kilometern öffnet sich die Landschaft ringsum und ich lasse den Blick schweifen über grüne Wiesen und braune Äcker, auf denen Traktoren knatternd ihre Bahnen ziehen. Ich erreiche Dortmund-Lansdrop und erspähe kurze Zeit später ein markantes, stählernes Bauwerk inmitten der landwirtschaftlich geprägten Umgebung. Das
Lansdroper Ei ist ein 55,5 Meter hoher Wasserturm, der zwischen 1904 und 1904 errichtet, 1981 außer Betrieb genommen und 1985 als Baudenkmal eingetragen wurde. Der Turm diente als Wasserspeicher und gewährleistete einen gleichmäßigen Druck im angeschlossenen Wassernetz.

Entspannt rolle ich auf wenig befahrenen Straßen durch die leicht wellige Landschaft und erreiche nach 37,5 Kilometern
Dortmund-Derne. Überragt wird der Stadtteil vom markanten Doppelbock-Fördergerüst der
Zeche Gneisenau, eines ehemaligen Steinkohle-Bergwerks mit einst rund 6000 Beschäftigten. In den 1970er Jahren war die Zeche das förderstärkste Bergwerk des Ruhrgebiets. Ab dem Jahr 1985 erfolgte die schrittweise Stilllegung der Anlage.
Ich setze die Radtour fort und radle auf den nächsten Kilometern zunächst durch ein Industriegebiet, bevor mir nur wenig später der Geruch von Rapsfeldern in die Nase steigt, als ich an Wiesen und gelb blühenden Feldern entlangrolle. Bald schlängelt sich der Radweg durch ein leicht welliges Waldgebiet und führt mich schließlich nach rund 48 Kilometern an den Dortmund-Ems-Kanal – ich habe die nördlichen Hafenbecken des
Dortmunder Hafens erreicht. Dieser wurde 1899 zusammen mit dem Dortmund-Ems-Kanal eröffnet und ist heute der größte Kanalhafen in Europa.
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Vom Dortmunder Hafen bis zur Zeche Zollverein
Ich verlasse den Kanal und folge dem Emscher-Radweg, der sich an Wiesen und Tümpeln vorbei durchs Grüne schlängelt. Bald radle ich wieder direkt an der Emscher und passiere den 55 Meter hohen
Deusenberg, der sich von einer ehemaligen Müllhalde zum Naherholungsgebiet gewandelt hat. So finden Radsportler hier eine
Mountainbike Area mit Trails verschiedener Schwierigkeitsgrade.
Einige Pedalumdrehungen später erreiche ich
Dortmund-Huckarde und die nächste Zeche auf meiner Radtour. Vor mir ragt das markante Fördergerüst der
Zeche Hansa empor, wo zwischen 1856 und der Stilllegung im November 1980 Steinkohle gefördert wurde. Seit 2006 steht die Anlage auf der Denkmalliste der Stadt Dortmund.

Nach 61 gefahrenen Kilometern schlängelt sich der geschotterte Radweg zunächst durch ein kleines Wäldchen, lässt Felder und Wohngebiete links liegen und führt mich dann direkt vor die Tore von
Zeche Zollern. Einmal mehr stehe ich staunend vor dem Denkmal einer untergegangenen Epoche und stelle mir die Betriebsamkeit vergangener Tage vor. Charakteristisch für die 1955 stillgelegte Anlage: die mit Backstein errichteten Gebäude und die Maschinenhalle mit seinem beeindruckenden Jugendstilportal.
Zeit für die Mittagspause! Nachdem ich in Dortmund-Bövinghausen einen kurzen Zwischenstopp bei einem Imbiss eingelegt habe, setze ich den Biketrip mit frischer Energie fort. Überwiegend fahre ich auf den nächsten Kilometern an der Straße entlang, scheinbar übergangslos gehen die Orte im Pott ineinander über. Nach rund 81 Kilometern umfahre ich wieder einmal eine Baustelle und folge dann für kurze Zeit der
Erzbahntrasse. Die insgesamt rund 10 Kilometer lange Trasse verband einst die Hochöfen des Bochumer Vereins zwecks Eisenerz-Versorgung mit dem Rhein-Herne-Kanal.
Einige Pedalumdrehungen später erreiche ich an der Weggabelung zur Kray-Wanner-Bahn den gemütlichen Radlerstop
„Holgers Erzbahnbude“ und gönne mir ein erfrischendes Kaltgetränk und einen leckeren Käsekuchen. Bald schon sitze ich wieder im Sattel, folge für einige Kilometer der Trasse der
Kray-Wanner-Bahn sowie dem Zollvereinweg und nehme nun Kurs auf Essen. Bald reckt sich links des Weges einmal mehr ein Förderturm gen Himmel als ich die ehemalige
Zeche Zollverein Schacht 3/7/10 erreiche. Im Jahr 1882 begann man in Schacht 3 der Anlage mit der Förderung von Kohle. Lange vorbei! Heute wird das Gelände als Eventlocation genutzt.
Von der Zeche Zollverein bis nach Duisburg

Nach 95,7 Kilometern erreiche ich schließlich das riesige Gelände von
Zeche Zollverein – das Highlight der gesamten Radtour! Das Steinkohlebergwerk wurde zwischen 1851 und 1986 betrieben und war einst die größte Steinkohlenzeche weltweit. 2001 wurde die Anlage schließlich als UNESCO-Welterbe ausgezeichnet, das jährlich rund 1,5 Millionen Besucher anlockt. Entlang von Bahngleisen radle ich staunend durch den parkähnlichen, überraschend grünen Industriekomplex und folge dem geradewegs über das Zechengelände verlaufenden Radweg.
Beeindruckt lasse ich schließlich das Zechenareal hinter mir, passiere nach 102 Kilometern den Campus der Universität Duisburg-Essen und erreiche wenig später den
Niederfeldsee. Am Ufer des künstlich angelegten Sees lädt das Café & Bistro „Radmosphäre“ zu einer Verschnaufpause bei Kaffee und Kuchen ein. Stattdessen setze ich die Tour auf der ehemaligen Bahntrasse der
„Rheinischen Bahn“ fort. Diese wurde seit 2009 zu einem Geh- und Radweg ausgebaut und verbindet auf einer Länge von rund 10 Kilometern die Essener Innenstadt mit dem Mühlheimer Hauptbahnhof.
Auf ins Finale! Mit 114 Kilometern in den Beinen passiere ich das Naturschutzgebiet Hexbachtal und erreiche wenig später Mühlheim an der Ruhr. Als finale Motivation weist mich ein Hinweisschild an der Autobahn auf das nahende Etappenziel Duisburg hin und ich setze auf dem für kurze Zeit parallel zur Autobahn verlaufenden Radweg zum Endspurt an – allmählich schließt sich der Kreis der Tour! Nach 122 Kilometern bin ich zunächst noch einmal für einige Meter am Rhein-Herne-Kanal unterwegs und spule dann die letzten Kilometer durch das
Duisburger Stadtzentrum in Richtung Hauptbahnhof herunter. Diesen habe ich schließlich nach rund 137 Tageskilometern erreicht und ziehe das Fazit der Radtour: Tief im Westen, wo das Fahrrad verstaubt, ist es besser, viel besser als man glaubt…
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