Alle Wetter! In Regen und Hitze Kurs Schwarzwald…
Mehrtägige, mit zahlreichen Höhenmetern gespickte Radwanderung mit Start in Mainz. Die abwechslungsreiche Tour folgt dabei zeitweise dem welligen Badischen Weinradweg sowie dem flachen Rheinradweg in Richtung Süden. Gekrönt wird das Radabenteuer mit einem Abstecher ins grenznahe Elsass und einem Besuch der idyllischen Stadt Straßburg. Nach rund 480 Kilometern endet der Bike Trip schließlich in der beschaulichen Breisgau-Metropole Freiburg.
Um 11:30 Uhr erreiche ich den Mainzer Hauptbahnhof und radle bei strahlendem Sonnenschein die ersten Kilometer am Flussufer rheinaufwärts in Richtung Treffpunkt, trete ich die Radtour doch mit einem aus Frankfurt angereisten Familienmitglied an. Den Treffpunkt verlagern wir kurzerhand in den Hinterhof eines Fahrradfachgeschäfts, wo mein Mitstreiter sich bereits an seinem Drahtesel zu schaffen macht, um den ersten Plattfuß der Tour zu reparieren – während ich mir angesichts der brütenden Hitze eine Extraration Sonnencreme genehmige. Auf in die Hitzeschlacht!
Etappe 1 (89 Km, 260 Hm): Von Mainz bis zum Campingplatz Hemsbach
Die ersten Kilometer radeln wir direkt am
Rhein entlang und staunen ob des Niedrigwassers über die weit zurückgezogene Wasserlinie des Flusses, auf dem gerade zwei Frachtschiffe gemächlich dahinziehen. Auch wir lassen es bei sommerlichen 35 Grad ruhig angehen, passieren eine Zementfabrik und pedalieren entspannt in Richtung Nierstein. Bald führt uns der Radweg auf geschotterten Untergrund entlang des darbenden Stroms, an dem große Kiesbänke im Uferbereich trockenliegen.
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Reben voraus! Kurz vor Nierstein verläuft der Radweg nun geradewegs durch die steil aufragenden
Weinberge des „Roten Hangs“. Die markante Weinbergformation zwischen Nierstein und Nackenheim umfasst eine Länge von 5 Kilometern und eine Breite von 200 Metern – mit perfekten Bedingungen insbesondere für Riesling-Reben.
Während wir unterhalb des im Hang platzierten Schriftzugs eine kurze Pause einlegen und die leicht erhöhte Aussicht auf den nahen Rhein genießen, zieht eine Gruppe an Rennradfahrern grüßend an uns vorbei – und auch wir treten bald wieder in die Pedale, die Mittagspause wartet! So erreichen wir wenig später
Nierstein und gönnen uns im Biergarten „Haxthäuser Hof“ ein saftiges Steak vom Grill, Kartoffelsalat sowie ein großes Radler – ein Traum!
Von Nierstein bis nach Worms
Frisch gestärkt verlassen wir Nierstein, radeln auf den folgenden Kilometern abwechselnd durch kleine Ortschaften und flache Weinberge – und nutzen die dort installierten Sprinkleranlagen, um uns eine erfrischende Abkühlung zu verschaffen! Das
Weinanbaugebiet Rheinhessen, durch das wir gerade radeln, ist mit einer Fläche von rund 26.500 ha Rebfläche das größte Weinbaugebiet Deutschlands. Bereits seit 20 v. Chr. wird in der Region Wein angebaut.
Während wir weiter in die Pedale treten lassen wir den Blick entspannt über die entfernten Hügelketten des
Odenwalds schweifen, die sich in der Ferne gen Horizont erstrecken. Nach rund 38 gefahrenen Kilometern passieren wir den Ort Guntersblum, pedalieren auf den folgenden Kilometern abwechselnd mal direkt an der Straße, mal gemütlich durch flache Weinberge, und erreichen nach 51 Kilometern schließlich
Rheindürkheim – die Kaffeepause steht an!

Mit frischem Koffein und Zucker im Blut setzen wir wenig später unsere Radtour fort, die nun direkt am Rheinufer entlangführt und uns nach wenigen Kilometern nach
Worms führt. Lust auf eine Stadtbesichtigung? Im Zentrum der Stadt wartet der zwischen 1130 und 1181 errichtete Wormser Dom auf neugierige Besucher. Die Kirche gilt neben den romanischen Domen in Mainz und Speyer als einer der drei sogenannten rheinischen Kaiserdome. Wenig später führt uns unsere Route an einer weiteren Sehenswürdigkeit von Worms vorbei: dem Nibelungenturm der gleichnamigen Brücke. Der 53 Meter hohe, neuromanische Brückenturm wurde im Jahr 1900 errichtet. Einst gab es auf der gegenüberliegenden Rheinseite einen baugleichen „Zwillingsturm“, der jedoch 1945 zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde.
Von Worms bis nach Hemsbach
Unterdessen haben wir die rechte Rheinseite erreicht und pedalieren nun für einige Kilometer auf der Nibelungenstaße in Richtung Bürstadt – während Autos dicht an uns vorbeibrausen. Bald jedoch verlassen wir die Straße und biegen nach links in den Wald ab. Von Bäumen beschattet fahren wir nun über den geschotterten Waldweg durch den Forst, links und rechts des Weges stapeln sich Stämme zum Abtransport. Auch hier zeigen sich die Auswirkungen des trockenen Sommers, warnen doch Schilder vor der großen Waldbrandgefahr – zudem werden wir immer wieder von staubtrockenen, sandigen Passagen ausgebremst und haben Mühe, nicht aus dem Tritt zu geraten.
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Wir verlassen den Forst, passieren den Ort Lorsch und erreichen nach 81 Kilometern Heppenheim. Längst wirft die im Rücken stehende Sonne lange Schatten und wir setzen nach einem langen, heißen Tag zum Endspurt in Richtung
Hemsbach an. Nach 89 Kilometern erreichen wir schließlich unser Tagesziel und bauen rasch die Zelte auf. Wo bekommt man zu später Stunde noch was zu futtern? Na vom Pizzaservice! Buon appetito…
Etappe 2 (128 Km, 1207 Hm): Vom Campingplatz Hemsbach bis Knittlingen
Neuer Tag, neues Biker-Glück, auf in die zweite Etappe! Im Gegensatz zur gestrigen, überwiegend flach verlaufenden Etappe erwarten wir heute eine welligere Etappe mit einigen knackigen Anstiegen entlang des
Badischen Weinradwegs. Dieser startet einige Meter nördlich von Hemsbach und verläuft auf einer Länge von insgesamt 460 Kilometern entlang der Städte Heidelberg und Freiburg bis hinunter nach Grenzach an der Deutsch-Schweizer Grenze.
Den ersten kleinen Anstieg des Tages bewältigen wir in Weinheim und haben uns schnell warmgeradelt. Lützelsachsen, Hohensachsen, Schriesheim – Orte von Welt bleiben hinter uns zurück. Kurz fällt unser Blick auf die
Burgruine Strahlenburg in Schriesheim, die oberhalb des Ortes auf einem Berg thront. Mit dem Bau der Höhenburg wurde im Jahr 1235 begonnen. Heute sind nur noch der rund 27 Meter hohe Bergfried, Teile des Saalbaus sowie der Ringmauer erhalten.
Von Heidelberg bis nach Malsch

Wir setzen unsere Tour fort, erreichen nach 25 Kilometern und 160 Höhenmetern
Heidelberg und nähern uns dem Zentrum durch den Stadtteil Handschuhsheim. Die Stadt am Neckar verzaubert Besucher mit ihrer romantischen Altstadt, dem pittoresken Kornmarkt sowie der Schlossruine am Nordhang des Königsstuhls oberhalb der Stadt. Das vermutlich im 13. Jahrhundert errichtete Bauwerk wurde Ende des 17. Jahrhunderts zerstört und nur teilweise restauriert.
Bald verlassen wir Heidelberg und sind direkt wieder umringt von im Spalier stehenden Weinreben. Mal auf asphaltiertem, mal geschottertem Untergrund pedalieren wir nun bei heißen Temperaturen in Richtung Leimen – und verschaffen uns immer wieder Abkühlung mit einem Schwall Wasser direkt auf den glühenden Schädel. Einige Kilometer später fallen unsere Blicke zwischen den Bäumen am Wegesrand hindurch auf die Hochhaussiedlungen am Stadtrand von
Wiesloch – die Temperaturanzeige am Tacho zeigt mittlerweile schweißtreibende 37 Grad an.
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Nach 54 Kilometern erreichen wir
Malschenberg und strampeln im Ort für einige hundert Meter einen recht steilen Anstieg mit bis zu 12 Prozent Steigung hinauf. Im Schatten einiger Bäume legen wir zunächst eine kurze Verschnaufpause ein und tragen neue Sonnencreme auf. Auf einem separaten Radweg parallel zur Straße geht es wenig später hinein in den Ort
Malsch, wo wir uns im Restaurant direkt am kleinen Tierpark das obligatorische Schnitzel Wiener Art mit Pommes genehmigen. Der Letzenberg-Tierpark beherbergt rund 200 Tiere vom Alpaka bis zur Ziege und bietet zudem einen schönen Ausblick auf die Rheinebene. Der Park ist rund um die Uhr geöffnet.
Von Malsch bis nach Knittlingen

Frisch gestärkt folgen wir weiterhin dem Badischen Weinradweg, der uns zunächst durch die Orte Rettigheim, Östringen und Bad Langenbrücken führt bevor wir nach 69 Kilometern
Stettfeld erreichen. Weiterhin brennt die Sonne erbarmungslos vom Himmel, immer wieder genehmigen wir uns einen großen Schluck aus der am Rahmen befestigten Pulle!
Mit 79 Kilometern in den Beinen lassen wir Odenheim hinter uns und sammeln auf den folgenden 7 Kilometern bis nach
Landshausen zahlreiche Höhenmeter, die Radtour ist nun ein ständiges Auf und Ab durch die Hügellandschaft des Kraichgaus. An Steigungen mangelt es uns also nicht, wohl aber an Einkehrmöglichkeiten am Wegesrand. So stellen wir etwas ernüchtert fest, dass sich der Name des „Weinradwegs“ nicht auf die Existenz zahlreicher, gemütlicher Weinstuben am Wegesrand zu beziehen scheint. Wo sind sie, die urigen Einkehrmöglichkeiten? Überwiegend tote Hose! Bezeichnenderweise füllen wir denn auch unsere Trinkflaschen am Wasserhahn des örtlichen Friedhofs von Landshausen wieder auf. Halleluja!

Mit 92 Kilometer in den Beinen erreichen wir Bahnbrücken – und haben allmählich genug vom stetigen Auf und Ab der heutigen Etappe durch den Kraichgau. Das Streckenprofil bleibt auch auf den folgenden Kilometern wellig, bei Oberderdingen bewältigen wir weitere Anstiege rund um die Hügel Kupferhaldenkopf und Derdinger Horn. Knittlingen, wo bleibt
Knittlingen!? Auch das noch, schon wieder ein Plattfuß am Rad! Längst ist es Abend geworden, die Konzentration lässt nach – und wir verpassen die richtige Abzweigung. Und nu? Bei Dämmerlicht über die Landstraße zurück in Richtung Campingplatz? Mitnichten! Wildzelten in der Botanik ist angesagt!
Etappe 3 (89 Km, 602 Hm): Von Knittlingen bis nach Bühl
Hungrig und von Mücken zerstochen brechen wir am frühen Morgen unser improvisiertes Nachtlager inmitten einer Streuobstwiese ab und machen uns buchstäblich vom Acker. Das karge, aus einigen Crackern bestehende Abendessen am Tag zuvor lässt uns das Frühstück umso mehr herbeisehen – tatsächlich schmeckt uns das reichhaltige Frühstück beim Bäcker in Knittlingen heute gleich doppelt gut!
Auf den ersten Kilometern in Richtung
Bretten verläuft der Radweg zunächst wenig motivierend direkt entlang einer zweispurigen Straße und kurz hinter dem Örtchen ist der erste Anstieg des Tages zu bewältigen. Nichtsdestotrotz erwarten wir auf der heutigen Etappe deutlich weniger Höhenmeter als am gestrigen Tage. Entlang von strohbedeckten Feldern radeln wir bei angenehmen Temperaturen in einen heute hoffentlich nicht ganz so heißen Tag und machen nach rund 16 Kilometern die erste kleine Pause, um an einer Tankstelle die malträtierten Fahrradschläuche der beiden Vortage zu flicken. Toi, toi, toi!
In Richtung Ettlingen
Weiter geht die Fahrt in Richtung Karlsruhe, der wolkenbedeckte Himmel lässt die Temperaturen wie erhofft im erträglichen Bereich verharren. Die Landschaft bleibt wellig, der Radweg verläuft weiterhin entlang sanft geschwungener, bewaldeter Hügelketten und führt uns geradewegs hinein in die Ausläufer des
nördlichen Schwarzwaldes. Nahe des Sonnenbergs mit seinen 254 Metern Höhe erklimmen wir die letzte längere Steigung für lange Zeit, radeln weiter in Richtung Karlsruhe bevor die Route nach rund 25 gefahrenen Kilometern nach Süd-Westen abknickt.

Rund 10 Kilometern später erreichen wir
Ettlingen. Kurz legen wir eine Verschnaufpause ein, schieben unsere Bikes durch die engen Gässchen der historischen Altstadt und machen einen Halt am pittoresken, im Barockstil errichteten Rathaus mit seinem markanten Turm. Während das Rathaus im Jahr 1738 errichtet wurde, basiert der Turm im Kern auf einem ehemaligen Stadttor aus dem 13. Jahrhundert, der wiederum im 18. Jahrhundert durch den oktogonalen Turmaufsatz ergänzt wurde. Eine weitere Sehenswürdigkeit der Stadt ist das Barockschloss im Zentrum der Stadt, dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Unter Einbeziehung der noch vorhandenen Ruinenteile entstand ab 1727 das heutige Schloss.
Von Ettlingen bis nach Bühl

Wir treten bald wieder in die Pedale und folgen der Route in Richtung Rastatt. Das Streckenprofil ist nun für lange Zeit überwiegend flach und so spulen wir ohne große Anstrengung unsere Kilometer herunter. Erst kurz hinter
Sinzheim, nach rund 70 Tageskilometern, kurbeln wir wieder eine Rampe in die Weinberge empor und bewältigen dabei bis zu 11 Prozent Steigung. Oben werden wir mit einer schönen Aussicht auf das Örtchen Varnhalt und die teils mit Wald, teils mit Rebstöcken bestandenen Hügelketten belohnt. Einmal tief durchatmen und genießen!
Durch die Weinberge kurvend begeben wir uns schließlich in die rasende Abfahrt, der Himmel über uns hat sich mittlerweile bedrohlich verdunkelt und schickt erste Regentropfen auf uns herab. War das ein Grummeln, war das ein Donnern, es wird doch nicht etwa ein Gewitter aufziehen!? Schnell ist der geplante Campingaufenthalt storniert und das Apartment in
Bühl gebucht – bei Gewitter ist nicht gut zelten!
Etappe 4 (112 Km, 270 Hm): Von Bühl über Straßburg bis Herbolzheim
Ausgeschlafen und mit Kaffee im Blut verlassen wir Bühl um kurz vor 10 Uhr und radeln uns auf dem direkt an der Landstraße verlaufenden Radweg allmählich warm. Längst haben sich die dunklen Gewitterwolken des Vortags verzogen und so spannt sich am heutigen Morgen ein nahezu makellos blauer Himmel über unseren Köpfen – das macht gute Laune! Bei angenehmen 22 Grad kurbeln wir die ersten Kilometer an Feldern vorbei, kurven durch kleine Waldgebiete und lassen nach rund 12 Kilometern den Ort
Scherzheim hinter uns. Nur noch wenige Kilometer trennen uns von der deutsch-französischen Grenze…
Über die Grenze nach Frankreich

Wenige Kilometer später tragen die Straßen französische Namen und am schönen Bürgermeisteramt von
Gambsheim ist die blau-weiß-rote Trikolore gehisst – über eine Rheinbrücke haben wir das Département Bas-Rhin erreicht. Für einige Kilometer fahren wir nun auf dem Radstreifen entlang der viel befahrenen Straße in Richtung La Wantzenau, wechseln dann jedoch auf den ruhigen
Radweg „Piste des Forts“. Der insgesamt 85 Kilometer lange Radweg vor den Toren Straßburgs folgt dem Befestigungsgürtel, der nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 von den Deutschen errichtet wurde. So sind auf dem Kurs 19 Verteidigungsanlagen zu besichtigen, an denen Hinweistafeln über die Bauwerke informieren.
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Zudem kommen auf dem beidseits des Rheins verlaufenden Rundkurs auch Naturliebhaber auf ihre Kosten. So führt uns der Radweg bald durch das idyllische, rund 710 Hektar große Naturschutzgebiet des Waldes von
La Robertsau und La Wantzenau, in dem sich Teile des alten Auwalds erhalten haben.

Nach kurzer Pause lassen wir das Kleinod hinter uns und erspähen schon bald die nächste Sehenswürdigkeit am Wegesrand – die prächtige russisch-orthodoxe
Allerheiligenkirche von Straßburg. Das 42 Meter hohe, mit vergoldeten Zwiebelkuppeln und opalgrünen Dächern versehene Gebäude wurde zwischen 2014 und 2018 errichtet. Regelmäßig kann die Kirche bei einer Führung besichtigt werden.
Von Straßburg bis nach Herbolzheim

Straßburg wartet auf uns! Nur noch wenige Pedalumdrehungen und wir haben das Zentrum der Stadt erreicht. Staunend schieben wir unsere Räder durch die engen, von Fachwerkhäusern umstandenen Gässchen und verweilen immer wieder an den Schaufenstern der zahlreichen kleinen Geschäfte. Im Zentrum der als UNESCO-Welterbe klassifizierten Altstadtinsel wartet mit dem
Liebfrauen-Münster das Wahrzeichen der Stadt. Dieses wurde zwischen 1176 und 1439 teils im romanischen, teils im gotischen Stil errichtet und war mit seinem 142 Meter hohen Nordturm bis ins 19. Jahrhundert das höchste Gebäude der Menschheit. Mittlerweile knurrt uns der Magen und so gönnen wir uns in einem der kleinen Cafés etwas außerhalb des Zentrums ein Stück köstlichen Mirabellenkuchen und ein kühles Bier – ein Paradies!
Beseelt von Backwerk und Bier lassen wir Straßburg hinter uns, folgen für 8 Kilometer dem
Rhein-Rhône-Kanal in Richtung Süden und beenden schließlich nach 61,5 gefahrenen Tageskilometern unseren kleinen Abstecher nach Frankreich, als wir erneut den Rhein überqueren und unsere Fahrt auf der deutschen Seite des Flusses fortsetzen. Für einige hundert Meter werden wir nun von einer geübten Wasserskifahrerin begleitet, die hinter einem rasanten Boot auf den glitzernden Wellen des Stroms tänzelt und uns dabei lässig zuwinkt.
Schon nach wenigen Kilometern verlassen wir den
Rheinradweg wieder, radeln an Maisfeldern, kleinen Wäldchen und ebenso kleinen Ortschaften vorbei und erreichen nach rund 101 gefahrenen Kilometern
Rust – wo geschäftiges Treiben herrscht, ist der Ort doch Heimat des meistbesuchten Freizeitparks im deutschsprachigen Raum. So wird der 1975 eröffnete Europa Park jährlich von rund 5,8 Millionen Besuchern besucht. Alpenexpress, Silver Star, Matterhorn-Blitz? Wir ziehen den Fahrradsattel vor! Nur wenige Kilometer später erreichen wir nach einem kurzen Anstieg den Campingplatz in
Herbolzheim, bauen im letzten Tageslicht unsere Zelte auf und gönnen uns im Restaurant ein großes Schnitzel mit Bratkartoffeln als Belohnung für unseren heutigen Etappensieg.
Etappe 5 (60,12 Km, 670 Hm): Von Herbolzheim bis Freiburg
Am frühen Morgen brechen wir ohne Frühstück auf und verlassen Herbolzheim bei einsetzendem Nieselregen – ein schlechtes Omen für die finale Etappe? Bereits nach wenigen Kilometern ist aus dem Tröpfeln ein ordentlicher Landregen geworden und so suchen wir für kurze Zeit Schutz in einem offenen Geräteschuppen am Wegesrand. Wo bloß ist der Sonnenschein der ersten Etappen geblieben?
Der erste Lichtblick: Das Frühstück beim örtlichen Bäcker in
Malterdingen! Die Grundlage für die heutige Etappe ist also gelegt, auf der uns im Gegensatz zum gestrigen Tage einige längere Anstiege im
Mittelgebirge des Kaiserstuhls erwarten. Von Kaiserwetter hingegen keine Spur! Den nächsten heftigen Schauer sitzen wir stoisch vor einer überdachten Halleneinfahrt im Gewerbegebiet aus bevor wir an Maisfeldern vorbei ins Trübe weiterpaddeln und nach rund 25 Kilometern Kiechlinsbergen erreichen. Willkommen am Texaspass!
Über den Texaspass bis nach Freiburg

Statt in texanischem Sonnenschein treten wir im strömenden Regen den Anstieg an, in Rinnsalen fließt uns das Wasser über die steilen Serpentinen entgegen – hätten wir mal Schnorchel und Schwimmbrille eingepackt! Die eigentlich „Auf dem Eck“ genannte Verbindung der beiden Ortschaften Oberbergen und Kiechlinsbergen erhielt die Bezeichnung
„Texaspass“ erst seit seiner Einbeziehung in das Radrennen „Regio-Tour“, bezugnehmend auf die charakteristischen, bis zu 11 Prozent steilen Serpentinen. Durchnässt oben angekommen versuchen wir trotz trübem Wetter kurz die schöne Aussicht auf die Hügelketten zu genießen – und treten bald fröstelnd die Abfahrt durch die Weinberge an. Ein Königreich für trockene Klamotten!

Auf in den Endspurt Richtung Freiburg! Zurück auf dem Badischen Weinradweg nehmen wir die letzten rund 22 Kilometer unseres Bike-Trips in Angriff – und erfreuen uns am klitzekleinen Streifen blauen Himmels und dem wärmenden Tee beim Bäcker in
Ihringen. Wenig später erreichen wir Merdingen, halten kurz nach Jan Ullrich Ausschau und treten schließlich ohne Ulle die Weiterfahrt an. Zielankunft Andorra Arcalis? Zielankunft
Freiburg! Meine Rückreise gen Domstadt steht erst am nächsten Tag an und so genieße ich am Abend entspannte Stunden im Gathaus meiner Wahl, lasse mir ein herzhaftes Mahl schmecken und falle schließlich zufrieden ins Bett. Auf Biketour? Immer wieder gerne!
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